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6.1.2.3 Inhalte von Chat-Gesprächen
Die Autoren M. Handel und J.D. Herbsleb (2002) beschäftigen sich in ihrem Artikel What is Chat Doing in the Workplace unter anderem mit den Inhalten von Chat-Gesprächen. Zu diesem Zweck haben sie die Chat-Aktivitäten von sechs Teams über einen Zeitraum von 17 Monaten beobachtet und anschließend analysiert. Dabei wurden nur die Inhalte von Gruppengesprächen ausgewertet. Man wollte die Privatsphäre von Zwiegesprächen wahren. Für die Analyse wurden die einzelnen Nachrichten nach Kategorien sortiert. Zur Kategorienbildung wurden themenbezogene Literatur, Beobachtungsdaten und Interviewergebnisse herangezogen. Durch die Auswertung von kleinen Stichproben haben sich iterativ folgende Kategorien herausgearbeitet:
Verfügbarkeit
Verfügbarkeitsbereitschaft zum konkreten Zeitpunkt oder in der nächsten Zeit (gleicher oder nächster Tag)
Nicht arbeitsspezifische Themen
Gespräche, die nichts mit der Arbeit zu tun hatten z.B. Autos, Fischen, Sport.
Arbeit
Alles was sich auf spezifische Arbeitsaufgaben bezieht, Prozesse, Planung, allgemeine Diskussionen über das laufende Geschäft und die Wirtschaft, sowie Diskussionen über die Nutzung des Chat-Tools
Begrüßung
Begrüßungen und Verabschiedungen, sowie Anfrage über die Gesundheit und Kommentare über das Wetter
Humor
Kommentare mit eindeutigen humoristisch Zügen, egal welchen Inhaltes
Sonstiges
Alles was nicht in die anderen sechs Kategorien passt.
Tabelle 2: Kategorien der Chat-Inhalte
Die nächste Tabelle listet die Auswertung der sechs beobachteten Teams auf:
Kategorie
Anzahl der Nachrichten
Prozent. Anteil
Arbeit
2914
69%
Verfügbarkeit
533
13%
Begrüßung
288
7%
Nicht Arbeitsspezifisches
143
3%
Humor
203
5%
Sonstiges
161
4%
Tabelle 3: Auswertung der Inhalte der Gruppenchat-Gespräche
Die Kategorie der Arbeit ist als deutlicher Themenschwerpunkt zu erkennen. Handel et al. (2002) ergänzen, dass sich auch die humoristischen Nachrichten vorwiegend auf die Arbeit bezogen. Die Autoren entschieden sich in Folge die Kategorie Arbeit in präzisere Unterkategorien zu teilen.
Kategorie
% an den Nachrichten
Beschreibung
Techn. Arbeiten
66%
Diskussion bevorstehender Arbeitsschritte
Projektmanagement
21%
Laufende Projektplanungen, Projektstatus,
Meetingmanagement
8%
Planung und Durchführung von Meetings (real oder virtuell )
Firma
4%
Themen, die die Firma allgemein betreffen
Sonstige
1%
Nicht zuordenbare Restnachrichten
Tabelle 4: Detailauswertung der Kategorie "Arbeit"
Bedenken von Chat-Kritikern, dass Chat-Kommunikation Beleidigungen erleichtert bzw. fördert, konnten mit dieser Studie nicht bestätigt werden. Ganz im Gegenteil geben sie an, dass sie keinen einzigen Fall von rüdem Umgang in Gruppen-Chats vorweisen konnten. Dies erklären Sie damit, dass anders als in Freizeit-Chats die Identitäten im Arbeitskontext eindeutig sind und man daher der Verantwortung für seine Aussagen nicht entgehen kann.
Für mich interessant ist, dass Handel et al. (2002) in ihrer Studie zur Kenntnis nehmen mussten, dass die Einführung eines synchronen Nachrichten-Systems die Kommunikation von Teammitgliedern im allgemeinen nicht wesentlich erhöht. Die sechs untersuchten Gruppen waren die einzigen im untersuchten Unternehmen, die das System tatsächlich in einem regelmäßigen Maße nutzten. Gründe, warum andere Mitarbeitergruppen das Chat-System nicht nutzten, werden im Artikel leider nicht angeführt. Bei den aktiven Gruppen wurde ferner festgestellt, dass es jedes Mal eines ungewöhnlichen Ereignisses bedurfte, um den Chat zu nutzen. Während die Zahl der Anmeldungen im System relativ konstant blieb, traten Gruppenchat-Gespräche sehr sprunghaft auf.
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AutorIn: Astrid Holzhauser; Copyright: Astrid Holzhauser; Publiziert von: Astrid Holzhauser (Astrid_H) infoID: 154865.1; Publiziert am 29 Apr. 2004 15:23